Zum Inhalt:

Der kleine Erich hat seit langem den Traum, ein eigenes Radio zu bauen. Er verbringt jede freie Minute damit, an dem Gerät zu basteln, bis schließlich ein erstes zaghaftes Knistern ertönt und bald darauf wunderschöne Orchestermusik erklingt, die Erich in ihren Bann zieht. Es handelt sich um eine Ouvertüre des jüdischen Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy. Am nächsten Tag fragt ein Freund Erich, ob er mit dem Radio vorankommt, woraufhin Erich behauptet, es sei kaputt. Beide Jungen tragen die Uniform der Hitler-Jugend.

Diese Szene ist Teil der autobiografischen Erinnerungen von Line Hoven, die in ihrem Erstlingswerk "Liebe schaut weg" die Geschichte ihrer Familie aufwändig und behutsam erzählt. Die Tochter einer Amerikanerin und eines Deutschen verbindet geschickt miteinander verwobene Episoden über zwei Kontinente und drei Generationen hinweg, um die Geschichte ihrer eigenen Familie zu erzählen. Durch diese konzentrierte Rückblende auf ihre eigenen Wurzeln entsteht eine stille und anrührende Familienchronik, in der private und historische Ereignisse zu spannenden Momentaufnahmen der Zeitgeschichte verbinden. Line Hoven gelingt es, Bruchstücke von Erinnerungen ihrer Familie zu einem einzigartigen Werk zu verdichten, das sowohl persönlich als auch historisch von Bedeutung ist.